Dieses Foto aus dem Jahr 1946 zeigt einen anderen Leichenzug auf dem Marktplatz in Altenkunstadt. REPRO: Motschmann

Vor über 90 Jahren starb der Altenkunstadter Dichter Andreas Hofmann

Grete Hofmann wollte nicht, dass die Gedichte ihres verstorbenen Mannes in Vergessenheit geraten und so stellte die aus dem Sächsischen stammende das Gedichtband „Vergißmeinnicht“ zusammen.  Im Jahr  1934 -  sieben Jahre nach seinem Tod - erschien es im Verlag „Lichtenfelser Tagblatt.“ Auf die Herkunft des Dichters verweist der Untertitel: „Gedichte und Lieder eines Altenkunstädters“. Neben seinem Wohnhaus zeigt im Büchlein ein weiteres Foto den Dichter Hofmann als Polizeidiener, seinen späteren Beruf.

Der Autor Andreas Hofmann verstarb bereits mit 40 Jahren am 1. Mai 1927.  Aus seiner Feder stammen 83 Gedichte und die letzten beiden schrieb seine Frau Grete.

Der erste Teil befasst sich mit Ereignissen in seiner Familie und den ersten Liebeserlebnissen, aber auch mit dem Grundsätzlichen im Leben und dem Streben nach Glück. Hier sind die Gedichte: „An freien Stunden“, „Das Glück“ und „Was den Menschen ziert“ schöne Beispiele.

„Auf, auf ins Feld“

 

In weit über der Hälfte seiner Gedichte setzte er sich mit Erfahrungen und Empfindungen seine Soldatenzeit während des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren auseinander. Die Erlebnisse an der Westfront müssen wohl tiefe Spuren in seinem Leben hinterlassen haben. Ähnlich wie bei vielen seiner Kameraden wich die damals weit verbreitete Kriegsbegeisterung im Jahre 1914 bald einer kritischen Einstellung zum Kriegsgeschehen, bis schließlich der „große Weltenfrieden“ sehnlichst herbeigefleht wurde. Stellvertretend seien dazu die beiden Gedichte: „Auf, auf ins Feld“ und „Meinen Bruder Ferdinand“ hervor zu heben.

In einer kinderreichen Familie hatte Andreas Hofmann am 11. Februar 1887 in Altenkunstadt das Licht der Welt erblickt. Sein Geburtshaus war das ehemalige

Jagdhaus der Langheimer Mönche ( jetzt Marktplatz 12), eines der schönsten und ältesten Häuser auf dem Altenkunstadter Marktplatz. Der Vater, Johann Hofmann, war Polizeidiener, ein Original, und als der „rued Schuesde“ weit und breit bekannt.

Schuhfabrikarbeiter und Polizeidiener

Von frühester Jugend an wurde Andreas Hofmann mit Not und Leid konfrontiert. Einige Geschwister starben bereits im frühen Kindesalter, welches in dieser Zeit leider öfters vorkam. Er verarbeitete diese Schiksalsschläge in Gedichten wie „ Meiner toten Schwester Eva“. Nach der Schulzeit arbeitete Andreas Hofmann zunächst in einer „Borkuuschde Schuhbuudn“, in der Schuhfabrik Iglauer. Später trat er in die Fußstapfen seines Vaters und übte bis zu seinem frühen Tod den Beruf eines Polizeidieners aus.

 

Andreas Hofmann ist heute sicher nicht so bekannt wie der „Sänger vom Kordigast“, der Heimatdichter Franz Josef Ahles aus Burkheim, der 12 Jahre später starb. Das Gedichtband „Vergißmeinnicht“ ist zur Erinnerung im Archiv im Rathaus aufbewahrt. So wird das Wirken und Schreiben des Altenkunstädters in Ehren gehalten. Vielleicht findet ja noch der eine oder andere das Gedichtband im Büchernachlass seiner Großeltern und wirft einen Blick auf die Gedichte. Hier zum Abschluss drei Kostproben.

 

Auf, auf ins Feld

Auf, auf ins Feld zum zweitenmal,

Lebt wohl, ihr Wälder, Berg und Tal,

Lebt wohl, ihr meine Lieben!

Hinaus, hinaus zum Heldensaal,

Wo deutsche Krieger ohne Zahl,

Im Kampfe sind geblieben!

Leb wohl, mein treues Mütterlein,

Und tröste Dich, es muß ja sein,

Daß heute ich muß wandern.

Und gräbt man morgen mich schon ein,

So weine nicht, es muß so sein,

Geht einem wie den andern!

 

An freien Stunden

An freien Stunden geh ich,

So ganz unwiderstehlich,

Hinaus zum grünen Hain.

Dort angekommen sing ich,

Aus tiefster Seele innig,

Ein Lied im stillen Hain.

Bevor die Nacht kommt, schleich ich,

Durch Abenddämmrung heimlich,

Auf Seitenwegen heim.

Vor Schlafengehen schreib ich,

Das neue Liedchen freudig,

In meinem Büchlein ein. -

 

Meiner toten Schwester Eva

Als das Laub im Spätherbst fiel,

wehte übers Land,

Nahm es eine Rose mit,

Die am Wege stand......

Wehrlos zog das Röslein mit,

in ein stilles Tal,

wo kein Vogelton hindringt

und kein Sonnenstrahl.

Welk, verwittert liegt es dort,

Röslein, jung und rot,

Schönheit, Glanz sind längst verblüht,

Duft und Glut sind tot.

Armes Röslein starb so jung,

Voller Blüt und Duft;

Wird erst wieder auferblühn,

Wenn der Vater ruft......

 

Andreas Motschmann

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