Im ehemaligen Kinderheim wurde vor genau 40 Jahren das Kath. Pfarrzentrum St. Kilian eröffnet.

Erinnerungen an die Kindergartenzeit vor über 50 Jahren / Seit dem neuen Kindergartengesetz hat sich viel geändert

Das neue Schuljahr beginnt am Dienstag und die Erstklässler stehen im Mittelpunkt. Weniger bekannt ist, dass bereits am 1. September das neue Kindergartenjahr begann. Viele junge Eltern können sich nicht mehr vorstellen, wie die Situation der Kindergärten vor über 50 Jahren im Landkreis war. Grund genug, stellvertretend für andere Orte einen Blick auf die Geschichte des Kindergartenwesens in Altenkunstadt zu werfen. 

Von 1930 bis 1972 existierte das Kinderheim 

Das Franziskanerinnen-Mutterhaus „Maria Stern“ in Augsburg beherbergte ab 1890 eine Kloster-Filiale in Altenkunstadt. Die in der Krankenpflege und im Schuldienst erfahrenen Ordensfrauen leiteten von 1930 bis 1972 das Kinderheim. Auf Betreiben des damaligen Pfarrers Johann Quinger entstand 1929/30 hinter dem Kloster eine Kinderbewahranstalt, kurz Kinderheim genannt. Hier wurden ganztägig kleine Mädchen und Jungen betreut, deren beide Elternteile berufstätig waren. 1972 löste das Augsburger Mutterhaus die Filiale wegen „Nachwuchsmangel“ auf. Damit war der erste Kindergarten des Ortes Geschichte; die jahrzehntelange letzte Kindergärtnerin Schwester Celerine Wagner ging mit 68 Jahren in den Ruhestand. Der ehemalige klösterliche Kindergarten war nach seiner Schließung noch ein paar Jahre Schulgebäude der Grundschule. Vor genau 40 Jahren wurde darin 1979 das Kath. Pfarrzentrum St. Kilian eröffnet. 

1972 trat das neue Bayerische Kindergartengesetz in Kraft

Die Schließung im Jahr 1972 war kein Zufall: am 25. Juli trat das neue Bayerische Kindergartengesetz in Kraft. Es fiel mit der kommunalen Gebietsreform im gleichen Jahr zusammen. Die neu entstandenen Gemeinden waren verpflichtet, ihre Kindergärten neuen Bestimmungen anzupassen. Besonders wichtig war, dass für pädagogische Fachkräfte gesorgt werden musste. 

Am 4. April begann der moderne  Kathi-Baur-Kindergarten neben der Grundschule; vier Jahre später folgte der Kreuzberg-Kindergarten. Beide Kindergärten betreute bis 2004 die politischen Gemeinde als Träger. Dann übernahm das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) der Caritas in Lichtenfels die Betriebsträgerschaft. Das Kindergartenwesen änderte sich grundlegend. Wurden früher die Fachkräfte als „Kindergartentanten“, die ja nur im Garten herumsitzen, belächelt, so schätzt heute jeder die Arbeit im Kindergarten als eine wichtige Säule im Bildungsangebot jeder Kommune. 

Erinnerungen an die „gute“ alte Kindergartenzeit

Älteren ehemaligen Kindergartenkindern ist noch die Zeit im Kinderheim in der Klosterstraße präsent. Auf dem großen Spielgelände verbrachte man vor allem in den Sommermonaten und bei jedem schönen Wetter die Zeit im großen Sandkasten und an den Spielgeräten. Die zirka 70 Kinder mussten Streitigkeiten oft unter sich regeln, denn zur Aufsicht stand nur eine einzige Klosterschwester im Mittelpunkt. Heute unvorstellbar! Die resolute Ordensfrau Schwester Celerine meisterte es auf ihrer Art; das heute wichtige Wort „Aufsichtspflicht“ wurde vor über 50 Jahren noch sehr klein „geschrieben.“ Da kam es schon mal vor, dass sich ein kleiner Junge (der Autor dieser Zeilen), der sich beim Spielen etwas langweilte, alleine auf dem Weg machte und zum Eingangstor hinaus schlich, ohne dass es Schwester Celerine bemerkte. Er tauchte zuhause im nahe gelegenen Bauernhof eine Stunde früher auf. Nur die aufmerksame Mutter bemerkte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, und stellte den kleinen Bub zur Rede. 

Weihnachtsspiel, Nikolausbesuch und Kinderfasching

Höhepunkt des Kindergartenjahres war das Weihnachtsspiel auf großer Bühne im Müller-Saal des Gasthofes Preusla. Hierfür gab es wochenlange Proben, manch Theatertalent wurde sehr früh entdeckt. Die große Bühne war für ganz kleine Kinder ungewohnt; das lange Warten auf den kurzen Auftritt war mit Langeweile verbunden.

Im Dezember war der Besuch von Sankt Nikolaus ein weiterer Höhepunkt. Er kam in Bischofsgewand; besonders gefürchtet war sein unheimlicher Geselle Knecht Ruprecht. Er machte mit Kettenrasseln, großer Rute und großen Kartoffelsack auf sich aufmerksam. Da hoffte jedes Kind, nicht in den Sack gesteckt zu werden.

Auch den ersten Faschingstrubel erlebten die Kinder im Kinderheim. Allerdings waren die Verkleidungen noch einfach und oft selbst angefertigt.

 


Weihnachtsspiel des Altenkunstadter Kindergartens 1957 im Müller-Saal.

Gruppenaufnahme von 1957 mit der Leiterin Schwester M. Celerine

Viele weitere Anekdoten könnten die früheren Aldenkuschder Kinder aus dem Kinderheim erzählen. Vielleicht erzählen einmal die Oma oder der Opa ihre Erlebnisse oder einen alten Kinderreim als Lesepate in den beiden aktuellen modernen Kindergärten.

„Eisenbahn, Lokomotiv,

wer kein Geld hat, darf nicht mit.

Kinderlein, Kinderlein, hängt euch an,

jetzt geht´s fort mit der Eisenbahn.“

Spruch aus dem alten Altenkunstadter Kindergarten

Mitarbeiter Andreas Motschmann

 

Fotos: Andreas Motschmann 

 

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